Bericht über das 21. DaF-Seminar (E. Wölbling) [D]   作成日:2016/06/25
Vom 19. bis zum 22. März 2016 fand zum 21. Mal das DaF-Seminar der Japanischen Gesellschaft für Germanistik (JGG) in Hayama statt. Das Rahmenthema des Seminars lautete: „Förderung von Lernerautonomie innerhalb und außerhalb des Unterrichts“ und war damit eine thematische Fortsetzung des 20. DaF-Seminars 2015 zu Lernstrategien. Als Gastdozent war Dietmar Rösler, Professor für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Justus-Liebig-Universität Gießen eingeladen. Seine Forschungsschwerpunkte sind insbesonderedas Verhältnis von gesteuertem und natürlichem Zweit- und Fremdsprachenlernen, Grammatikvermittlung und Technologie,Lehrmaterialanalyse, Interkulturelle Kommunikation und Fremdsprachenlernen.
Darüber hinaus war auch Herr Prof. Tomoaki Seino, Präsident des Verbands der Deutschlehrenden in Japan, als Teilnehmer anwesend.Insgesamt fanden sich39 Kolleginnen und Kollegen aus ganz Japan zusammen, um sich fortzubilden.

Nachdem sich am 19.03.2016 alle Teilnehmenden am Tagungsort in Hayama eingefunden, sich in ihren Hotelzimmern eingerichtet und auch warmgeschwatzt hatten, begann am späten Nachmittag das Seminar mit dem Einführungsvortrag von Herrn Prof. Dr. Rösler mit der Frage, ob „Lernerautonomie – ein sinnvolles Konzept für das Lernen in Bildungsinstitutionen“ sei und bildete so eine Brücke zum Thema vom letzten Jahr. 2015eruierteschon Frau Prof. Dr. Nikola Würffelvon der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit der Frage, was unter Lernerautonomie zu verstehen sei und wie wir diese fördern können. So stand auch diesmal die Frageam Anfang, was Autonomie bei Lernenden eigentlich heißt und in welcher Form und wie viel Autonomie überhaupt gut für unsere Lernenden ist. Sehr erfrischend und anregendwaren die 5-minütigen Murmelpausen, die Herr Rösler den Zuhörenden in Unterbrechung seines Vortragsin regelmäßigen Abständen einräumte. So konnte man kurz das gerade Gehörte oder entstandene Fragen mit seinen Sitznachbarn besprechen und neue Ideen entwickeln.

Fazit dieses ersten Tages war, dass Autonomie bei Lernenden wünschenswert, aber unter anderem vom Sprachstand und der kulturellen Umgebung anhängig ist. Im ersten Workshop hatten wir dann in Gruppen Gelegenheit in einer „Bestandsaufnahme DaF in Japan“ zu diskutieren, inwiefern autonomes Lernen, Selbstlernen und allein lernen auch hierzulande verbreitet ist und Anwendung findet. Folgend schloss sich eine rege Diskussion zum Thema an, in der sich herausstellte, dass es dazu ein sehr differenziertes Meinungsbild gibt.

Am Sonntag, dem zweiten Seminartag, sprach Herr Rösler unter dem Titel „digitale Medien und digitales Lernen“über die vielfältigen Möglichkeiten, die das digitale Zeitalter uns als Lehrenden bei der Gestaltung unseres Unterrichts, aber auch den Lernenden beim Selbstlernen eröffnet. Und es war den Teilnehmern auch möglich sich einen Überblick über vorhandene Angebote zu verschaffen, was bei der Angebotsvielfalt in der letzten Zeit gar nicht so einfach ist.Später im Workshop konnten wir uns auch gemeinsam über die Nutzbarmachung bzw. die Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Erforschung des Nutzens dieser Materialien für den Fremdsprachenunterricht austauschen. Bei allem Optimismus waren aber auch mahnende Worte Teil des Referats von Herrn Rösler, denn eine gründliche Prüfung des Materials sowie der Lehr- bzw. Lernmethoden bleibt die Grundlage eines sinnvollen Lernens und Lehrens.

Am Nachmittag und Abend gab es 3 Vorträge von Teilnehmenden. Den Beginn machten Katrin Niewalda, Diana Beier-Taguchi, Fujiko Ogasawara und Anja Hopf, deren Forschungsgruppe sich während des Seminars 2015 mit dem Ziel zusammengefunden hatte,Spiele als Lernstrategieindikatoren zu untersuchen. Sie stellten sehr interessant und praxisnah dar, wie sich die Aktivität „Vokabelchallenge“ als Lernstrategie im Unterricht einsetzen lässt, um Vokabeln besser zu lernen und zu automatisieren. Folgend referierte Frank Nickel über „autonomes Wortschatzlernen ... außerhalb des Unterrichts“ mit der Grundlage DAFNE. Er stellte dabei die Frage, inwiefern Kognate, also (laut)verwandte Worte unterschiedlicher Sprachen, in diesem Falle Deutsch, Englisch und Japanisch, unseren japanischen Lernenden beim Sprachlernen nützen. Es war auch interessant zu erfahren, inwieweit Kognate in mehr oder weniger bekannten Lehrbüchern und Lehrmaterialien genutzt werden, um Wissen zu vermitteln bzw. Lernen zu erleichtern.

Alexander Imig hat stattdessen sehr informativ „Tandem-Netzwerke zum autonomen Lernen“ vorgestellt. Dabei machte er durch seine detaillierte Darstellung die Vielfältigkeit und internationale Ausprägung des Themas deutlich. Das eröffnete vielen Zuhörern neue Perspektiven des bekannt geglaubten Stoffs und regte zur neuerlichen Auseinandersetzung an. So gingen nicht wenige mit dem Vorsatz in den Abend, Tandem im eigenen Unterricht (noch gezielter) einzusetzen.

Der nächste Morgen begann mit dem Schwerpunktthema Telekollaboration zur Förderung von Lernerautonomie und kooperativem Lernen. Hierbei bewies sich das am Vorabend über Tandem angehäufte Wissen als nützlicher und grundlagengebender Grundlage, denn den Anfang des Vortrags von Herrn Rösler bildete eine vertiefende Auseinandersetzung mit digitalem Tandem. Dieses ist für die Lernenden ein wunderbares Mittel weltweiten Kontakt zu anderen Lernern herzustellen, bringt aber auch Gefahren mit sich. Auf die, so Herr Rösler, sollten wir als Lehrende hinweisen und vorbereiten. Von den bisher aufgezeigten Möglichkeiten bereits beeindruckt, konnten einige Teilnehmer nur staunen, als folgend weitere digitale Möglichkeiten zum Sprachlernen und -austausch besprochen wurden: didaktisierte Chats, Begegnungen im virtuellen Kontext (second life), Kooperationen von Lernergruppen auf Lernplattformen, kooperatives Schreiben in „Wikis“, „Serious Games“, „Big Data“, „M-Learning“ auf dem Tablet oder Smartphone oder auch Lernen in Foren und mehr. Die Wahlmöglichkeiten scheinen schier unbegrenzt zu sein.

Im anschließenden Workshop hatten die Teilnehmer dann wieder die Möglichkeit sich zuerst in Kleingruppen und anschließend im Plenum darüber auszutauschen, welche Rolle die digitalen Medien im Moment im Unterricht und in Bezug auf das Lernverhalten unserer Lernenden tatsächlich spielen, bzw. wie wir was für uns nutzbar machen können.

Nach einer Kaffeepause, schlossen sich zwei weitere Teilnehmerbeiträge an.
Im Ersten sprach Olga Czyzak über einen Unterrichtsversuch mit der Handy-Applikation „PicCollage“. Ihre Deutschlernenden konnten durch dieses Programm ihre deutsche Selbstvorstellung mit selbst entworfenen Collagen unterstützen und so besser mit Phänomenen umgehen, die sicherlich alle im Sprachlehr- und lernbereich nur allzu gut kennen: Lampenfieber und Erklärungsnot. Vortrag Nummer zwei lieferten Naoko Kajiura, Aki Hashimoto, Elvira Bachmaier und Tatsuya Ohta. Auch ihre Forschungsgruppe hatte sich auf dem letzten Seminar gebildet und stellte nun die Ergebnisse der gemeinsamen Forschungsarbeit zum Thema „Bewusster Einsatz von Lernstrategien und der Zusammenhang mit der Selbstreflexion sowie den Sprachkompetenzen bei japanischen Deutschlernenden“ vor. Die Auswertung der gesammelten Daten zeigt dabei deutlich, dass es einen Zusammenhang zwischen Selbstreflexion und Sprachkompetenz gibt. Dies kann und sollte uns daran erinnern, dass ein bewusster Umgang mit der Sprache Deutsch für unsere Lernenden grundlegend ist.

Am Abend hatten die Teilnehmer schließlich die Möglichkeit bei einem gemeinsamen Buffet ein wenig auszuspannen und neben dem angeregten Austausch über das in den 3 Tagen Gehörte, das leckere Essen und guten Wein oder ein kaltes Bier zu genießen.
Am Vormittag des vierten und damit letzten Tages des 21. DaF-Seminars fanden sich alle noch einmal zu einer umfassen Abschlussdiskussion zusammen, um noch offene Fragen zu klären, Anregungen zu geben und ihre Meinungen mit den anderen auszutauschen und zu ergänzen.

So lässt sich abschließend sagen, dass auch in diesem Jahr das DaF-Seminar wieder ein sehr intensives aber bereicherndes Seminar war, in dem sich DaF-Interessierte zusammengefunden haben, um gemeinsam Altes aufzufrischen, Neues dazuzulernen und Gehörtes zu besprechen.

Die wiederholte, aber differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Autonomie hat, denke ich, jedem deutlich gemacht, dass dieses ein grundlegendes und vielfältiges Gebiet ist, bei dem es sich lohnt auf dem Laufenden, aber auch kritisch zu bleiben, um den Lernenden einen optimalen Zugang zur Sprache Deutsch zu ermöglichen.

Eva Wölbling (Tokai Universität)